Hunde verstehen: Beherrschst du "Hundisch"?
Klar, jeder Hund ist anders und hat seinen eigenen Charakter, den du als Besitzer selbst am besten kennst. Trotzdem gibt es Merkmale in der Körpersprache wie Gestik, Mimik oder Laute, die bei jedem Hund vergleichbar sind. In unserem Artikel wollen wir einen kurzen Einblick in die Verhaltenssprache von Hunden geben und dir helfen, die Zeichen deines Hundes besser interpretieren zu können.
Kleiner Hinweis: Dieser Artikel soll dir helfen für deinen Hund sensibel zu werden und sein Verhalten besser deuten zu können. Möchtest du darüber hinaus noch mehr über die Welt der Hunde wissen, von Profis gecoacht werden und dich mit Gleichgesinnten austauschen bietet es sich zusätzlich an eine professionelle Hundeschule zu besuchen.
Woran kann ich erkennen, wie es meinem Hund geht?
Sicher weißt du am besten, wie sich dein Hund verhält, wenn er sich freut, dass du nach Hause kommst oder ihr zusammen bei Spaziergängen unterwegs seid. Empfängt er dich überschwänglich und schwanzwedelnd an der Tür oder wirft er sich voll Freude beim Gassi gehen ins Gras und wälzt sich ausgelassen hin und her, kannst du davon ausgehen, dass es deinem besten Freund besonders gut geht. Diese Signale sind eindeutig ein Ausdruck purer Freude.
Ein guter Anhaltspunkt ist die Rute (der Schwanz): Sie ist sozusagen die wichtigste Antenne deines Hundes. Generell kann er damit sämtliche Emotionen ausdrücken. Das aufgeregte Schwanzwedeln mit einem gleichzeitig wackelnden Hinterteil ist zum Beispiel ein Zeichen für Freude. Und auch wenn dein Hund seine Rute gesenkt hält, kannst du davon ausgehen, dass er sehr zufrieden ist.
Aber selbst wenn dein Hund nur langsam oder zögerlich wedelt, musst du dir keine Sorgen machen. Genau wie bei uns Menschen gibt es Hunde, die etwas zurückhaltender und vorsichtiger agieren.
Sicher hast du aber auch schon einmal bemerkt, dass die Rute deines Hundes steif in die Höhe gestreckt war. Das ist ein Anzeichen für große Aufmerksam- oder Wachsamkeit, während ein eingezogener Schwanz bedeuten kann, dass dein Hund ängstlich ist. Wenn du das bemerkst, solltest du versuchen, ihn zu beruhigen und ihm möglichst viel Vertrauen und Zuneigung entgegenzubringen, um die Angst zu nehmen.
Achtung: Nicht immer ist ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt, freundlich gestimmt. Generell drückt das Wedeln mit dem Schwanz einen Erregungszustand aus. Das kann von freudig das Herrchen an der Haustür erwarten, bis hin zu einem eher aggressiven Wesenszustand reichen. Wichtig ist für die Definition der Situation immer die gesamten Verhaltensweisen zu deuten.
Was dir die Ohren deines Hundes verraten
Ein weiterer Anhaltspunkt sind die Ohren deines Hundes. Hierbei solltest du vor allem auf zwei Stellungen achten: Sind sie nach hinten gerichtet, ist das meist ein Zeichen von Unterwerfung. Sind die Ohren deines Hundes kerzengerade aufgerichtet, ist das als Zeichen von Selbstsicherheit und Wachsamkeit zu deuten. Außerdem solltest du auf die Mimik und die Körpersprache deines Hundes achten, um ihn besser zu verstehen.
Was will mir mein Hund durch das Bellen mitteilen?
Bellen ist nicht gleich Bellen. Für deinen Vierbeiner gibt es verschiedenste Arten sich mitzuteilen. Generell kann man aber sagen, dass jedes Bellen ein Ausdruck der Kommunikation ist. Am besten lässt es sich verstehen, wenn du es zusammen mit begleitender Körpersprache und Mimik betrachtest.
Insgesamt kann man sechs verschiedene Bell-Arten unterscheiden:
- Freuden- / Erregungsbellen
- Verteidigungsbellen
- Warnbellen
- Frustrationsbellen
- Angstbellen
- Erlerntes Bellen
Wenn dein bester Freund freudig an dir hochspringt, bellt und jault, sobald du die Wohnung betrittst, dann zeigt er damit ganz deutlich wie sehr er sich über deine Rückkehr freut. Doch natürlich können Hunde auch dann bellen, wenn sie aufgeregt, gestresst oder ängstlich sind. Es gilt, die verschiedenen Bellarten des Hundes richtig zu verstehen.
Ausschlaggebend beim Bellen ist sowohl der Klang, die Tonhöhe sowie die Tonfolge: Generell gelten hellere Tonlagen des Bellens als eher freundlich spielerisch, zum Beispiel als Spielaufforderung oder zur Begrüßung. Tiefe Tonlagen, evtl. verbunden mit einem Knurren, sind normalerweise ein Zeichen dafür, dass sich dein Hund bedroht fühlt oder sein gegenüber warnen will.
Oft falsch verstanden: Beschwichtigungssignale - die größten Missverständnisse
Beschwichtigungssignale sind Verhaltensmuster, die tief in die Evolution der Hunde verwurzelt sind. Jeder gut sozialisierte Hund beherrscht diese Art von Kommunikation, die rein über die Körpersprache erfolgt und die dazu dient, Konfliktsituationen zu umgehen oder abzuschwächen.
Sind diese Beschwichtigungssignale erstmal bekannt, so erkennt man sie plötzlich in vielen alltäglichen Situationen mit dem eigenen Hund - was ein sehr gutes Zeichen ist, denn dies zeichnet deinen besten Freund mit einem sehr ausgeprägten Sozialwesen aus.
Die meisten Menschen wissen jedoch nicht, was die Beschwichtigungssignale bedeuten und interpretieren das Verhalten des besten Freundes deshalb häufig falsch.
Wir wollen deshalb mit den größten Missverständnissen der Beschwichtigungssignale aufräumen und dir zeigen, was dein Hund dir tagtäglich versucht zu sagen.
Verlangsamung von Bewegungen
Du kennst diese Situation bestimmt nur zu gut: Beim morgendlichen Gassi gehen hast du es eilig, weil du noch auf die Arbeit musst und so viele andere Dinge erledigen willst. Von deinem besten Freund wünschst du dir in dem Moment, dass er einen Gang schneller läuft. Anstatt sich zu beeilen scheint er sich aber extra viel Zeit zu lassen, als würde er dich mit seinem Verhalten ärgern und zeigen wollen, wer hier das Tempo vorgibt.
Die Verlangsamung von Bewegungen hat allerdings nichts mit Dominanzspielchen zu tun, sondern ist ein ganz natürliches Beschwichtigungssignal deines Hundes. Dank seinen sensiblen Sinnen merkt er, dass du gestresst bist und möchte die Situation mit langsamen Bewegungen entspannen und dich beruhigen.
Rücken zeigen / Kopf zur Seite wegdrehen / sich abwenden
Was unter uns Menschen als unhöflich gilt, ist unter Hunden sehr sozial und ein wichtiges Beschwichtigungssignal: sich vom Gegenüber abwenden, ihm den Rücken zeigen und direkten Augenkontakt vermeiden. Dieses Verhalten kann man vor allem dann beobachten, wenn Menschen oder andere Hunde deinem besten Freund körperlich zu nahekommen und er sich in der Situation eingeengt fühlt - ein Zeichen für Unbehagen. Achte deshalb am besten darauf, dass dein Hund immer seinen eigenen Freiraum behält.
Gähnen
Wenn dein Hund gähnt, hat das nicht immer etwas mit Müdigkeit zu tun. Gähnen ist unter Hunden ein weiteres Beschwichtigungssignal, das sie häufig in für sie aufregende Situationen zeigen. Sie tun dies, um sich selbst zu beruhigen. Vielleicht hast du es auch schon mal bemerkt: Während du vor der Gassi-Runde noch die Leine suchst, kann dein bester Freund es kaum erwarten, endlich loszugehen. Er tippelt auf seinen Pfoten hin und her, wedelt mit der Rute - und gähnt, weil er so aufgeregt ist, dass er sich selbst beruhigen muss.
Splitten
Bestimmt kennst du diese Alltagssituation: Du umarmst einen Freund oder eine Freundin und zack - quetscht sich dein Hund dazwischen und splittet euch. Diese Aktion wird oft als Eifersucht oder Dominanz gedeutet, ist aber ein ganz natürliches Beschwichtigungssignal. Denn aus Sicht deines Hundes wirkt es so, als könnte diese körperliche Nähe in einen Konflikt münden. Dies will er vermeiden und stellt sich deswegen zwischen euch - ein Verhalten, das auch Hunde untereinander praktizieren.
Das verstehen Hunde wirklich von uns
So viel zur Sprache der Hunde. Aber was verstehen sie wirklich von unserer Sprache? Die Antwort: Überraschend viel! In der folgenden Galerie erfährst du, welche die wesentlichen akustischen Merkmale für Hundeohren sind und wie sie vom Gehirn verarbeitet werden.
Hunde können unterscheiden, ob wir in lobendem oder in neutralem Tonfall zu ihnen sprechen.
Entgegen aller Erwartungen rechnen Hunde freundlich klingendem Kauderwelsch allein allerdings keine hohe Bedeutung an. Es kommt auch auf den Inhalt an - dieser muss zum jeweiligen Tonfall passen.
Ein Experiment mit dem bekannten Border Collie Rico hat gezeigt: Hunde sind in der Lage, Begriffe mit Dingen zu verbinden. Im Fall von Rico hat dies mit circa 250 Spielzeugen funktioniert! Und wenn Rico das kann, dann gilt das auch für seine Artgenossen.
Das Erstaunlichste am dem Experiment mit Rico aber war: Er verstand auch Begriffe, die er noch nie zuvor gehört hatte. Rico handelte einfach nach dem Ausschlussprinzip als es darum ging, Spielzeuge herauszusuchen, der er zuvor noch nicht kannte.
Daraus resultierte gleichzeitig ein direkter Lerneffekt - Rico hat den neuen Begriff dem zuvor fremden Spielzeug auch danach zielsicher zuordnen können.
Unsere besten Freunde verstehen so viel von uns und teilen uns gleichzeitig auf unterschiedlichste Art und Weise genau so viel mit. Wenn uns das bewusst wird, verändert das auch unsere Art mit unseren Hunden zu kommunizieren. Statt einen Monolog aus "Sitz!", "Platz!" und "Such!" zu führen, ist unser bester Freund für uns ein Partner auf Augenhöhe, mit dem wir im ständigen Dialog die gemeinsame Zeit noch intensiver erleben können.